2017 Türchen 22 Community-Adventskalender Rumänien

Lisa1
Level 10
Düsseldorf, Germany

2017 Türchen 22 Community-Adventskalender Rumänien

Auch durch Rumänien machten wir mit Freunden eine selbstorganisierte, private Rundreise. Mit einem Freund, der dort aufgewachsen ist, hatten wir einen ausgezeichneten Reiseführer, nicht nur durch bekannte Städte, sondern auch zu kleinen, abgelegenen Dörfern, Orten und Sehenswürdigkeiten quer durch das Land von Timisuara/Temeswar bis ans schwarze Meer. Und so habe ich Rumänien als sehr kontrastreich kennengelernt.
Am meisten haben mir natürlich wieder die Aufenthalte in kleinen Dörfern und naturverbundenen Gebieten gefallen, auch wenn da der Luxus der Unterkünfte an anderen Kriterien zu messen war, als in den Großstädten.
Neben wunderbaren Erlebnissen in einem Dorf vorwiegend russischer Flüchtlinge aus dem 18.Jhdt im Donaudelta,

 

Dorfhaus im DonaudeltaDorfhaus im Donaudelta

wo der Eisvogel viel zu schnell war, um ihn zu fotografieren, die Storchenjungen auf dem Kirchdach gerade flügge wurden und wir die meiste Zeit vom Boot aus die Tierwelt beobachteten,  

Reiher im DonaudeltaReiher im Donaudelta

 ist mir der Aufenthalt in einer "Ferienanlage" hoch oben in den "Banater Karpaten" besonders in Erinnerung geblieben.

Mit einem geleasten Kleinbus fuhren wir auf schmalen, unbefestigten, holprigen Wegen, - die in Deutschland nicht einmal für landwirtschaftliche Zwecke genehmigt würden - auf halbe Höhe. Parkten, packten die Wandersachen und erfrischten uns zum Auftakt noch an einem kleinen Büdchen mit landestypischen Leckereien. Danach ging es kraxelnd weiter.


Deutscher Gründlichkeit folgend, gingen dann alle noch einmal vor dem langen Wanderweg auf die Toilette - (wie sich anschließend herausstellte, hatten aber letztendlich nur einige wenige tatsächlich den Mut dazu ).
Abseits des Büdchens, in der freien Natur stand eine kleine Barackenreihe aus altem, morschem Holz. Kein Dach, nur vier Wände auf Stelzen in Wadenhöhe. Hoffnungsvoll an die Erfahrung in Ecuador denkend, öffnete ich die wackelige Türe und war fassungslos ob des Anblicks und des sich ausbreitenden Geruches. Vor mir befand sich ein Loch in der Erde, rechts und links je ein besch... Brett - das war's!
Nach dem Motto: "So etwas muss man erlebt haben!" trat ich ein, suchte nach einer Verriegelungsmöglichkeit für die Türe und wusste wenig später, warum die Wände erst ab Wadenhöhe die Intimspäre schützten: Die Toilette war frei, wenn keine Beine drin zu sehen waren, Punkt!
Irgendwie habe ich es erfolgreich und unbeschadet hinter mich gebracht - Näheres dazu schreibe ich allerdings lieber nicht.
Dann wurde gewandert - stundenlang bergauf in die Karpaten. Da Jürgen wieder seinen schweren Fotorucksack tragen musste, hatte ich mich angeboten, die anderen Sachen für die vier Tage zu tragen.
Nie wieder hat es mir so Leid getan, nett zu meinem Mann gewesen zu sein. 😛
Oben angekommen, verteilten wir uns auf mehrere Häuschen: unten Toiletten-, Wasch- und Duschräume und darüber zwei Etagen mit acht bis zehn Zimmern.

ein Ferienhaus/Karpatenein Ferienhaus/Karpaten

Meinem dringenden Wunsch zu duschen, gab ich nach und war kurz darauf geplättet:

Da stand ich nun nackelig in der Duschkabine und dort gab es nicht einmal einen Wasseranschluss!! Nun wusste ich also, warum die Frauen vor mir alle mit einer Wasserflasche duschen gingen.
Raus aus der Kabine, zum Glück vor dem Waschbecken eine leere Flasche gefunden, mit Wasser gefüllt und eiskalt abgeduscht und eingeseift. Mühselig war's.
Da ich durch die offene Türe gesehen hatte, dass bei den Herrenduschen ein Duschkopf vorhanden war, zockelte ich nass und voller Seife in das Männerrefugium.
Emanzipation heißt das Zauberwort und gleiche Dusch-Rechte auch für Frauen!!
Dusche an und es lief... eiskaltes Wasser auf mich herab!
Das Schreien habe ich mir wegen Emanzipation und möglicher Anwesenheit von Männern verkniffen, aber an diesem Tag hatte ich das erste Mal in meinen Leben Kopfschmerzen von zuviel Kälte.
Den Rest des Tages verbrachte ich zum Aufwärmen am nahegelegenen See in der Sonne - Sonnenbrand inklusive.
Trotz dieser Duschbedingungen ( übrigens war das Wasser des Sees um einiges wärmer, als das zum Duschen), trotz kleiner, hellhöriger Zimmer und Strom nur von 20 bis 22 Uhr, möchte ich auf dieses Reise-Erlebnis keinesfalls verzichten. Wir lebten in und mit der Natur, verbrachten die Tage wandernd, trafen uns morgens, mittags und abends vor der kleinen Hütte, die je zwei Stunden geöffnet war und deftige, einfache Mahlzeiten anbot.
Den Rest der Zeit verbrachten wir damit, die unberührte Landschaft zu erkunden.

schwarzer See/Karpatenschwarzer See/Karpaten

 

Wanderweg-Brücke.jpgEs war ein eindrucksvolles Naturerlebnis, nahezu abenteuerlich, besonders als wir auf einen toten Bären stießen, dessen Gestank den der Toiletten am Parkplatz unzweifelhaft übertraf.
Ich kann nicht sagen, was ich mehr genossen habe, die kleinen, temperamentvollen Bars und Restaurants der Städte, die aufwändig verzierten Kirchen, Kloster und Kapellen, die Natur des Donaudeltas und der Karpaten, die riesige Tropfsteinhöhle, Draculas Schloss.... oder das faule Sonnen am warmen Strand des schwarzen Meeres. Es war ein Urlaub der Gegensätze und gerade das macht ihn unvergesslich.

 

Bei der Bewertung hätte ich allerdings in fast allen Punkten gestreikt oder besser gesagt, es wäre mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen, diese Gegebenheiten mit irgend etwas zu vergleichen, was ja Grundlage jeder Bewertung ist.

Es war einfach einmalig!!!

12 Antworten 12
Till-and-Jutta0
Host Advisory Board Alumni
Stuttgart, Germany

Mir fehlen die Worte - vielen Dank @Lisa1 für diesen eindrucksvollen Bericht!

Thomas339
Level 10
Basel, Switzerland

Hach da kommen erinerungen hoch. Riehen, bin dort aufgewachsen, hat seit 1989 eine Partnerschft mit der Stadt Miercurea Ciuc in Siebenbürgen. Die Gemeinde Riehen organiserte eine Konzert mit Jugendlichen aus Miercurea Ciuc in Riehen und unsere Famillie beherbegte ein Mädchen aus dieser Gruppe für ein paar Tage. Daraus entstand eine Freundschaft zwischen unseren Familien, die bis heute anhält. So konnte ich in den 90er  verschiedne Reise auf Rumänisch durch Siebenbürgern erfahren. 
Es hat sich also auf dem Lande/in der Natur nicht viel verändert 😉

 
Lisa1
Level 10
Düsseldorf, Germany

@Thomas339, sind dir in den Dörfern nachts auch die vielen Hunde in Erinnerung, die dann stundenlang heulen und bellen? In den Städten hört und sieht man keinen freilebenden Hund, aber auf dem Lande und selbst in den Bergen sieht und hört man sie zu Massen. Dabei scheinen sie wenig Erfahrung mit "schlechten" Menschen zu haben, sondern erscheinen tagsüber sehr aufgeschlossen oder zumindest nicht furchtsam, wenn man ihnen begegnet.

Till-and-Jutta0
Host Advisory Board Alumni
Stuttgart, Germany

An dieses nächtliche Hundegeheule und -gebelle in südlichen Ländern werde ich mich nie gewöhnen können. Mein archaischer Instinkt lässt mich da stets Alarm-Adrenalin ausschütten und lässt mich nicht schlafen.

Lisa1
Level 10
Düsseldorf, Germany

@Till-and-Jutta0, das ging mir ähnlich, allerdings hatte meine Adrenalin-Ausschüttung andere Gründe. Zuerst dachte ich, ein oder mehrere Hunde würden jemanden hetzen ( wohl eher ein jämmerlicher Rest archaischer Mutterinstinkte ), dann befürchtete ich Hundekämpfe, wobei mein erste Hilfe-Ref/(Komp)lex ausgelöst wurde und gegen Ende der Reise, als ich wusste, dass ich eh nicht und niemanden helfen konnte, hat der Ärger darüber das Adrenalin langsam tropfend abnehmen lassen. Oder ich war einfach nur viel zu müde von unserem täglichen, langen Wanderungen. 😉

Thomas339
Level 10
Basel, Switzerland

Jep 🙂
Was mir damals auffiel waren die viele von Esel/Pferde gezogenen Arbeitskarren auf den Strassen..... War seither nur noch in in grössere Städte in Rumänien und da hat sich alles extremst verwandelt...

 
Lisa1
Level 10
Düsseldorf, Germany

Das ist auf dem Lande immer noch so @Thomas339. Unvorstellbar, was für Berge an Heu auf solchen Pferdekarren transportiert werden! Manchmal schaut nur noch der Pferdekopf, die Hufe und ein Viertel der Wagenräder daraus hervor.

Dimitri0
Former Community Manager
Former Community Manager
London, United Kingdom

Wow, was für eine Reise @Lisa1. Danke fürs Teilen. 🙂

                             
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Anja236
Level 10
Catalonia, Spain

@Lisa1

Vielen Dank für den tollen Bericht und die tollen Fotos, manchmal muss man halt "schleppen" - ich liebe es in Fotos vergangener Urlaube zu stöbern!

Es bleibt abzuwarten, wie lange diese Natur in den Karpaten so erhalten bleibt, wie sie ist.... Die Holzmafia hat ja auch schon mehrer Augen auf diese Region gerichtet...:-(

Lisa1
Level 10
Düsseldorf, Germany

Das war ein Schock für mich, @Anja236. An der Wegstrecke einer historischen Eisenbahn hat zwar eine solche Firma mehr oder weniger geschickt die ersten Baumreihen des Waldes stehen gelassen, um die Optik von etwas "Wildnis" zu erhalten Blieb die Bummelbahn allerdings auch mal kurz stehen und man sah etwas deutlicher, kam dahinter der große Kahlschlag zum Vorschein. 

Mir tat das richtig Weh!

Anja236
Level 10
Catalonia, Spain

@Lisa1

Ja arme Länder verkaufen sich  leider sehr schnell. Wer denkt schon über Naturschutz nach, wenn er kaum was zu essen hat...:-( Und ganz am Ende profitieren auch wieder nur die, die eh schon genug haben, ist ja leider überall auf der Welt das selbe Spiel.

Ilona18
Level 10
Torremolinos, Spain

@Lisa1   wieder mal ein toller Bericht! Mich erinnert das auch an Reisen in "unzivilisierte" Länder und ich bin froh, dass ich diese unternommen habe, als ich noch jung war. Es waren tolle Erlebnisse, die für immer die Lebenseinstellung  prägen- aber heute würde ich sowas ohne ein Minimum an Komfort nicht mehr mitmachen.

 

saludos, Ilona.

 

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