Durch den Umstand, dass wir eh vor den Toren Berlins zu tun hatten, ergab es sich, dass wir einen für uns bislang weißen Fleck auf der Reiselandkarte ausmalen wollten und Urlaub im angrenzenden Polen machten. Und so schafften wir es, dass unser Auto-Navi bei Annäherung an Königsberg jenseits der russischen Grenze nur noch eine weiße Fläche anzeigte. Und es ist tatsächlich so, dass in Polen nicht mehr Kaliningrad auf den Wegweisern steht, sondern seit ein paar Monaten wieder Królewiec.
Wir lernten viel auf dieser Reise, über die Gemengelage Deutschorden – Prußen – Slawen – Polen – Litauen – Russland, aber auch über die Minderheiten (Günter Grass war ein Kaschube).
Quer durch ehemals Ostpreußen verläuft heute die Grenze zwischen Russland (Exklave) und Polen.
Dabei genossen wir die Ausstellungen auf hohem Niveau, technisch und didaktisch. Modernste Audio-Guides (ganz Polen scheint dasselbe System einzusetzen), die an den passenden Stellen von alleine losplapperten (wie heißen die kleinen Dinger, die das ermöglichen, @Veronica-and-Richard0 ?) und uns z.B. stundenlang durch die Marienburg führten. Der Akku war dann immer noch voll – so wäre eine zusätzliche USB-Ladebuchse fürs eigene Handy genial.
Stauffenberg-Gedenkstätte
Mit Deutsch oder Englisch kamen wir im Alltag oft nicht weiter. Freundlichkeit und Übersetzungsprogramme waren hilfreich. Unsere Gegenüber sprachen in ihr Handy, und manchmal funktionierte es auch.
Der Verkehr ist eher nordisch-korrekt (nicht südlich lässig). Worauf uns gleich am ersten Tag auch ein freundlicher Schupo mit Radarpistole hinwies (Da war garantiert kein 50er Schild!). Er beließ es bei einer mündlichen Verwarnung. Die Geschwindigkeitslimits waren für uns anfangs etwas verwirrend (Was ist der Unterschied zwischen einer Landstraße und einer ausgebauten Landstraße – was der Unterschied zwischen den beiden Ortsschildern?). Das Tourset vom ADAC half uns dabei, denn die Limits sind nirgends angeschrieben:
ADAC-Tourset
Unsere Unterkünfte hatten wir z.T. kurzfristig gebucht, über unterschiedliche Plattformen, kamen aber auch bei Freunden unter. Bei den Fenstern lernte ich eine 2. Kippstellung kennen, bei der das Fenster optisch und technisch geschlossen ist, die Dichtungen aber nicht angepresst werden, so dass immer noch ein minimaler Luftdurchsatz stattfindet. Ideal auch für Mietwohnungen!
Hebel auf halbzwei
Die Buchungslage sei dieses Jahr allgemein schlecht, nur 40 bis 50% des gewohnten Niveaus. Liegt vielleicht auch am Wetter; der Sommer ist ja eine Herausforderung. Wir bekamen sogar Unwetterwarnungen aufs Handy:
Warn-SMS
Learning by Travelling: Ich finde ja, das Meiste übers Gastgeben lernt man, wenn man selbst Gast ist. Einmal hatten wir richtig Stress mit dem angeblich so einfachen Self-Checkin (unklare Info, Security verstand uns nicht, mehrere Telefonate mit Gastgeberin folgten). Den Gästen muss dieser Anreise- und Check-in-Stress genommen werden. Klare Infos, am besten mit Fotos, wie Ankommen und Parken bzw. wie von der Bushaltestelle zur Unterkunft, wie läuft der Check-in ab (wo klingeln, wie bekomme ich den Schlüssel). Denn Reisen ist in erster Linie anstrengend, und die Unterkunft ist oft der letzte Punkt an einem langen Besichtigungstag. Da soll die Erholung beginnen, und nicht die Herausforderung. Das muss wie in einem guten Hotel laufen.
In der Unterkunft müssen dann genügend Handtücher liegen, alle Lampen funktionieren, das Klopapier nicht versteckt sein, Bettdecken für jeden bereitliegen. Und eine kurze Info, wo es was zu essen gibt. Für mich als Gastgeber selbstverständlich – als Gast leider nicht 😞
Und: „Overselling and Underdelivering“ kommt nicht so gut an.
Ach ja, die Steckdosen, erinnern mich an Frankreich:
Schukostecker passen
Und die Störche fühlen sich überall heimisch. Sogar die Straßenlampen werden bauseits mit Plattformen für die Nester ausgestattet:
Storchennest
Landschaftlich am besten hat uns Masuren – die Heimat unseres verstorbenen Nachbarn – gefallen. Wir werden ihm auch ein Trockensträußchen aufs Grab mitbringen. Und warum man nicht „in die Masuren fahren“ soll? Masuren, im Plural benutzt, meint nicht die Region, sondern die Bewohner Masurens. Vor diesem Hintergrund sollte man sich genau überlegen, „in die Masuren“ zu fahren, denn das hieße ja, mit dem Auto in eine Gruppe Masuren hineinzubrettern, also vorsätzlich einen Unfall zu begehen. Davor können wir nur dringend warnen!