Benehmen sich Airbnb-Reisende schlecht?

[Till-and-Jutta0]

So behauptet es zumindest der Artikel in der Berliner Zeitung.

In dem gleichzeitig beklagt wird, dass der Terror jetzt Spaniens Tourismus schadet. Wo er doch ein Siebtel der Gesamtwirtschaftsleistung ausmacht (d.h. die gleiche Größenordnung wie die Automobilindustrie für Deutschland). Einschließlich der Aktivitäten von Dienstleistern und Zulieferern.

Im selben Artikel heißt es, dass dies Jobs schaffe und Nachfrage sowie Investitionen auslöse – auch in Immobilien. Also Wohnraum schaffen durch Airbnb?!

Heißt für mich: Die Wirtschaft ist ein empfindliches Ding – mit gegenseitiger Wechselwirkung mit dem Sozialwesen. Zu sagen „Airbnb ist schuld am Wohnungsmangel“ ist eine zu einfache und plakative Aussage. Wie das alles zusammenhängt und durchaus auch das Gegenteil sein kann – wird mir mit diesem Artikel wieder mal klar.

Und: Zu viel Tourismus ist nichts. Zuwenig aber anscheinend auch nicht.

[Monika--Elisabeth0]

@Till-and-Jutta0,  für Journalisten ist der Sommer "Saure Gurken Zeit"  und so kommt mir vor, dass manches immer wieder - und halt ein bißchen anders - aufs Tapet kommt.

Kürzlich hab ich gelesen, dass  etwas unternommen werden soll, weil die Gäste der Kreuzfahrtsschiffe wie die Heuschreckenplage täglich über Barcelona hereinfallen.

Irgendwie beißt sich so die Katze in den Schwanz - weniger Tourismus ist schlecht, zuviel ist schlecht und so sucht man immer einen der dann "schuld" ist. 

[Axel31]

@Till-and-Jutta0.... per se ist das nicht so einfach zu beantworten, plakativ schon mal gar nicht. Das Thema ist sehr komplex und unterschiedlich zu betrachten, auf den jeweiligen Fall letztendlich bezogen. Die Problematik der Großstädte wie Amsterdam,Barcelona, Paris etc. ist sicherlich anders zu betrachten, wie die im beschaulichen Celle.

Nach der Grenzöffnung habe ich auf den Fähren Richtung Norwegen beim Personal eine gewisse Reservierung gegenüber Deutschen wahrgenommen. Mal vom geschichtlichen Hintergrund abgesehen, habe ich mich schon gewundert. Bis nach einem längeren Gespräch herauskam, dass sich Deutsche aus den neuen Bundesländern massiv daneben benommen haben. Benehmen sich nun alle Deutschen schlecht? Natürlich nicht und so ist es auch mit Airbnb Reisenden. Nur von den vielen normalen oder tollen Momenten wird nicht erzählt, macht ja auch nicht aufmerksam... so wird halt pauschalisiert.

[Ilona18]

@Till-and-Jutta0  Die Jahre 2013, 2014 und 2015 waren sehr schlecht für den spanischen Tourismus (Finanz-Krise in Spanien, Frankreich und Italien, die Hauptgäste wärend der lukrativen Sommersaison). Viele Geschäfte, Bars, Restaurants, kleinere Hotels und Pensionen mußten in diesen 3 Jahren schließen. Wenn schon der McDonalds in Zentrum von Torremolinos dicht macht, weil er keinen Umsatz mehr macht, dann sieht es böse aus.

2016 boomte es wieder, weil keiner mehr in die Türkei und die arabischen Urlaubsländer fahren wollte. 2017 boomt noch mehr.  Und was ist diesen Sommer passiert? Alle haben ihre Preise extrem erhöht. Winzige Ferienstudios werden für 650,-€ ( vorher 350,-€) pro Woche vermietet. Die Restaurants haben ihre Preise verdoppelt oder einfache preiswerte Gerichte von der Speisekarte genommen und durch teure ersetzt.

Wenn demnächst der spanische Tourismus wieder einbricht, dann bestimmt nicht weil 15 Menschen in Barcelona durch einen Terroranschlag starben ( es sterben jedes Jahr viel mehr auf den spanischen Autobahnen) oder weil sich die airbnb-Gäste angeblich schlecht benehmen, sondern weil die Spanier mit ihrem kurzfristigen raffgierigen Denken sich selber in die Suppe spucken.

saludos, Ilona.

[Florian-and-Theresa0]

@Ilona18 Ich liebe ja Deine schonungslos offenen, leicht (t)rotzigen Insider-Infos. 😄

[Anja236]

@Florian-and-Theresa0aber wo @Ilona18 Recht hat, hat sie Recht...:-)

Sieht hier an der spanischen Küste weiter im Norden genauso aus. Ich habe mich ernsthaft gewundert am Anfang der Saison, als ich mit Freunden einen kleinen Rundgang durchs Dorf machte. Abgesehen davon, dass wir viel zu viele Restaurants für (übers Jahr gesehen - August ausgenommen) viel zu wenig Touristen haben und mal wieder einige Restaurants den Besitzer gewechselt haben, bin ich umgefallen bei den Preisen auf den Speisekarten... Kann ich mir so gut wie gar nicht mehr leisten. Die Gewinner dieser Preisgestaltung werden dann letztendlich wieder die Supermärkte sein, da die Leute dann meistens doch lieber zuhause kochen und essen.

Die Spanier denken einfach zu kurzfristig.

Und schlecht benehmen können sich viele Menschen - das an Gästen von Airbnb aufzuhängen ist ja wohl wirklich lächerlich.

[Florian-and-Theresa0]

@Anja236 Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Und ich habe das auch wirklich als Kompliment gemeint. Solche Insider-Infos sind total spannend.
Ist ein bisschen schade, dass das Klischee zutrifft.

[Ilona18]

@Florian-and-Theresa0  das "(t)rotzig" habe ich auch als 100%iges Kompliment aufgefasst. Vielen Dank.

Und wer in einem Artikel schreibt, dass sich Gäste von airbnb schlecht benehmen, der war wohl noch nie in einem Billighotel am Ballermann auf Malle oder mit einer Billigbusreise in den verschiedenen "Wir-machen-Kasse-durch-Masse-Orten".

Ne kleine Anekdote: Mein Bruder hat viele Jahre in Polen als Deutschlehrer gearbeitet (sein Lover ist Pole). Nun wohnt er in Görlitz an der polnischen Grenze und wenn die Beiden eine Reise planen, dann buchen sie in einem polnischen Reisebüro, weil preiswerter. Sie haben eine Freundin, die in einem Reisebüro arbeitet und die ihnen immer die neusten Angebote für exotische Reiseziele anbietet.  Das letzte Mal war es eine All-inclusive-Hotelanlage auf Kuba. Mein Bruder wunderte sich über den billigen Preis, da er das selbe Hotel zwei Jahre vorher viel teurer in einem deutschen Katalog entdeckt hatte.

Auskunkt der Freundin: die internationalen Hotelkonzerne bauen eine Anlage und werfen sie erst auf den westeuropäischen Markt. Nach 2  bis 3 Jahren kommt das Ganze billiger auf den osteuropäischen Markt, nach weiteren 2 bis 3 Jahren wird es noch preiswerter in Russland angeboten. Dann wird eine Komplettsanierung gemacht - und der Spass beginnt wieder von vorne.

Anscheinend gibt es also schlimmere Gäste als die von airbnb.

saludos, Ilona.