Erinnert ihr euch noch an das Vorhergegangene aus dem Türchen 20?
Absturz meiner "Großen" beim Kofferpacken, ergreifendes Mitgefühl des Sechsjährigen und tatkräftiger Trost der Dreijährigen?
Dann kann es ja weitergehen....
Anscheinend weich gelandet, hatten die beiden „Großen“ einen Höllenspaß, johlten und bewarfen sich mit den umher liegenden Kleidungsstücken, während ich mich – geschockt von dem, was alles hätte passieren können – in eine Ecke setzte und nach Fassung rang (sicherlich auch mit einer Träne im Knopfloch). Unterstützt und deutlich bestärkt wurde ich dabei von unserem dritten Sohn, der sich nicht weniger fassungslos und voller Mitgefühl weinend zu mir setzte.
Die Jüngste allerdings war verschwunden, kam aber nach einiger Zeit freudestrahlend aus dem angrenzenden Badezimmer, legte ihre Ärmchen um mich und sagte: „Mama, nich traurig sein, hab' dir geholfen und schon mal das Bad geputzt. Komm!
Und tatsächlich: der Badezimmerboden glänzte – v o r N ä s s e! Auf meine Frage, wie sie das denn gemacht habe, zeigte sie mir strahlend ein pitsch-nasses Handtuch.
Aber wie zum Teufel war sie an Wasser gekommen? Ohne Hilfe kam sie doch nicht an die Wasserhähne. Meine schüchterne Frage danach wurde freudig mit einer exakten Demonstration der Vorgehensweise beantwortet: Handtuch tief in die Toilette gestopft / Handtuch wieder herausgezogen und dann erneutes Wischen.
Vergessen waren die vorhergegangenen besinnlichen Weihnachtstage, nicht nur e i n tiefes Durchatmen war jetzt nötig. Einen Moment lang herrschte die sonst so ersehnte, absolute Stille. Aber als die begeisterten drei Brüder dann lauthals losprusteten und sich darüber schier totlachen wollten, konnte ich auch nicht anders.
Koffer gepackt habe ich allerdings dann allein in der Nacht, nachdem das Bad (heimlich) nochmal geputzt, der Schrank wieder zusammengeschraubt und eingeräumt war und die Kinder schliefen.
Am folgenden Morgen musste noch Einiges erledigt werden, bevor es endlich losging: Mit unserem alten Ford-Transit ab in den Osten, in eine Jugendherberge nahe einer ehemaligen Grenzbefestigung.
Niemand, der nicht mit Kindern in Urlaub gefahren ist, kann sich vorstellen, wie oft und wie zeitlich unabhängig voneinander diese zur Toilette müssen, Hunger oder Durst haben, ungeduldig schon ab drei Kilometern Fahrt fragen, wann wir denn endlich da seien.
Und so dauerte es eben doch wieder länger, als geplant. Die Straßen wurden schlechter, es wurde dunkel und begann heftig zu schneien. Unversehens steckten wir in einem Riesenstau. Die Kinder im Auto planten den Ausstieg und eine Schneeballschlacht und wir Eltern hatten alle Hände/Augen voll zu tun, sowohl den fast stehenden Verkehr vor uns, als auch die fast gehenden Kinder im Rücken zu überwachen, um mögliche Katastrophen zu verhindern.
Spätestens 19 Uhr Ankunft in der Jugendherberge zum Abendessen – unmöglich
Bis 22 Uhr „pünktlich“ zum Ende der Öffnungszeit – nicht zu schaffen
Also: Erneuter Stopp / Suche nach einer Telefonzelle o.ä. (Handy??? Gab es das überhaupt schon? Wir jedenfalls wussten nichts von seiner möglichen Existenz) / Anruf in der Herberge und die beruhigende Antwort: „Machen Sie sich keine Sorgen, wir werden auf Sie warten.“
Mit wieder aufkommender innerer Ruhe und nach absolvierter Schneeballschlacht ging die Fahrt im Stau langsam weiter. Bis plötzlich allen irgendwie kalt wurde: Heizungsausfall – Ursache nicht zu erkennen, geschweige denn irgendwie unterwegs im Stau zu beheben.
Gut, dass man bei Schrittgeschwindigkeit singen, wackeln, strampeln und hopsen kann. Das hebt die Stimmung und hält warm. Aber als dann noch Eisblumen innen an der Scheibe hoch wuchsen, die ich ständig weg kratzen musste, um meinem Mann freie Sicht zu verschaffen, kam bei mir Panik, Verzweiflung und die Sehnsucht nach ganz „normalen“ Weihnachten auf.
Zum Glück kamen wir unbeschadet gegen 23 Uhr ans Ziel und wurden dort sogar noch mit heißem Kakao begrüßt.
War doch alles super!
Die folgenden Jahre versuchten wir es zwar noch einige Male mit anderen Alternativen, ......aber dazu möchte ich doch lieber nichts mehr schreiben.
Probiert es doch auch mal alternativ!
Frohe Weihnachten wünscht Lisa
