Weihnachten mit unseren Gästen
Dieser Beitrag ist Teil des Festivals der Gastfreundschaft im CC.
Der ursprüngliche Beitrag wurde im englishsprachigen Community Center von @Felicity11 veröffentlicht und von uns unten übersetzt.
Hier findet ihr die gesamte Aufstellung für das Festival.
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Es ist zehn Jahre her, dass unsere Familie den Schritt gewagt und ein Cottage in unserem Garten eröffnet hat. Während ich das Inserat für unser Cottage auf Airbnb einrichtete, fragte ich mich die ganze Zeit selbst, ob unser Vorhaben wohl funktionieren würde. Hätten die Leute wirklich Interesse daran, eine Unterkunft in unserem Garten in einem Vorort von Sydney zu buchen? Wer würde hier übernachten wollen?
Es sollte sich herausstellen, dass es tatsächlich Leute gab, die gerne bei uns unterkommen wollten, und in einigen Fällen blieb es auch nicht nur bei einem Aufenthalt. Im Laufe der Jahre haben wir vieles über unsere Gäste gelernt, tolle Erinnerungen geschaffen und einige spannende Geschichten gehört.
Wer sind unsere Gäste? Warum buchen sie unsere Unterkunft und was bewegt einige von ihnen dazu, wiederzukommen? Dafür gibt es natürlich verschiedenste Gründe – einer der wichtigsten ist jedoch, dass sie bei uns viele schöne Momente erleben können.
An dieser Stelle möchte ich kurz erwähnen, dass wir direkt vor Ort auf der anderen Seite des Zauns von unserem Cottage auf Airbnb leben. Wir geben unseren Gästen auch Bescheid, dass wir direkt nebenan sind und dass sie einfach fragen oder rüberkommen können, falls sie einmal etwas brauchen. Während einige Gäste lieber für sich bleiben, genießen andere den Austausch mit uns – so hören wir immer wieder tolle Geschichten und können auch von dem erzählen, was wir schon so erlebt haben.
Bild unseres Cottage, gemalt von einem Gast
Die ersten Gäste, die unsere Unterkunft auf Airbnb gebucht hatten, waren genau wie wir neu auf der Airbnb-Plattform. Sie waren sehr interessiert an diesem neuartigen Konzept, bei dem Gastgeberinnen und Gastgeber viel enger mit ihren Gästen in Kontakt treten konnten. So tauschten wir uns während ihres Aufenthalts unter anderem über unsere ersten Schritte auf Airbnb aus. Das fanden sie wirklich sehr spannend, und als sie unsere Unterkunft dann ein paar Jahre später erneut buchten, berichteten sie uns stolz, dass sie nun selbst Superhosts auf Airbnb waren.
In unserem Vorort leben viele Familien, die aus den verschiedensten Teilen der Welt hierhergezogen sind. Im Laufe der Jahre haben wir viele Gäste begrüßt, die hier ihre Kinder und deren neue Partnerinnen oder Partner besucht haben. Darauf folgt manchmal ein weiterer Besuch anlässlich der Hochzeit, und wenn erst einmal Enkelkinder da sind, kommen Oma und Opa meist regelmäßig wieder. Dann zeigen wir unseren Gästen auch, wie sie zur Schule in unserem Ort gelangen, um am Familientag teilzunehmen oder ihre Enkelkinder abzuholen. Es macht wirklich Spaß, Gäste auf diese Weise in unsere Community einzuführen. Viele Großeltern, die weit weg wohnen, lieben das einfach: Sie fühlen sich wirklich wie Einheimische und haben die Möglichkeit, am Leben ihrer Enkelkinder teilzunehmen. Manchmal denke ich, ich sollte unser Inserat in „Cottage für Großeltern“ umbenennen, aber tatsächlich haben wir auch jüngere Gäste, die mit ihren eigenen Kindern anreisen.
Der Aufenthalt einer Familie aus Europa ist uns besonders in Erinnerung geblieben. Ihre Kinder hatten sich mit unseren durch den Zaun hindurch angefreundet, und trotz der Sprachbarriere liefen sie irgendwann alle lachend durch unseren Garten und hatten einfach nur Spaß. Die Eltern erklärten, dass sie zuhause in einer Wohnung lebten und es für sie neu war, einen Garten zum Spielen zu haben. Diese Gäste haben uns anschließend noch mehrfach beehrt und waren jedes Mal aufs Neue von unserem ziemlich wilden Garten begeistert. Wir fanden ihn ehrlich gesagt recht chaotisch und sahen viel Arbeit, wo das Auge hinblickte, aber für die Kinder war er perfekt. Die Eltern erzählten mir später, dass selbst nach dem Besuch der Sehenswürdigkeiten von Sydney für die Kinder das Highlight darin bestand, in unserem Garten zu spielen, Festungen zu bauen, auf unserem Trampolin zu springen und auf der alten Reifenschaukel unter den Bäumen zu schaukeln.
Ich finde es immer total spannend von unseren Gästen zu hören, wie sich der Alltag in anderen Ländern gestaltet und inwiefern sich unsere Lebensweise in Australien von ihrer unterscheidet. So haben die Tipps dieser Familie uns auf einer Reise nach Europa dabei geholfen, unsere energiegeladenen Kinder in der Wohnung bei Laune zu halten, während draußen Schneechaos herrschte. Anscheinend bleibt Eltern dort nicht gerade viel Zeit, um mal ganz in Ruhe eine Tasse Tee zu trinken.
Dann hatten wir einmal Gäste, die uns verrieten, dass sie selbst in der Gegend aufgewachsen waren und hier vor vielen Jahren ihr erstes Date hatten – ein Picknick an dem Anlegeplatz, der sich am Ende unserer Straße befindet. Sie erzählten mir, wie es hier noch vor 50 Jahren aussah, wie sie als Kinder zusammen geangelt und im Busch gespielt haben, und wie sich der Schulalltag damals gestaltete. Sie freuten sich wirklich darüber, unser Cottage gefunden zu haben, und dann auch noch so nahe an dem Anlegeplatz gelegen – dort gibt es heute übrigens auch ein süßes kleines Café. Die beiden haben uns über die Jahre noch viele Male besucht, um hier ihren Hochzeitstag zu feiern.
Was das Gastgeben so besonders macht, ist, dass man häufig Menschen kennenlernt, die einem sehr ähnlich sind – das mag aber auch davon abhängig sein, was man in seinem Inserat schreibt. Mir persönlich liegt das Thema Nachhaltigkeit sehr am Herzen, und ich freue mich immer sehr darüber, wenn Gästen das auffällt. Ebenso spannend finde ich es, mehr darüber zu erfahren, was Menschen in anderen Ländern für mehr Nachhaltigkeit tun. Besonders beeindruckt haben mich die Erzählungen von Gastgeberinnen und Gastgebern aus Europa zu der Art und Weise, wie bei ihnen zuhause recycelt wird. Darüber hinaus konnte ich einer Familie aus Asien näherbringen, wie man Müll richtig trennt. Häufig sind es die kleinen Dinge, die wir tun, die eine große Wirkung erzielen – und da ist die Reichweite, die wir mit unseren internationalen Gästen haben, sehr hilfreich.
Die Weihnachtszeit bietet sich gut für Reisen an. Wir hatten einmal ein Paar von der Nordhalbkugel bei uns zu Gast, das seinen Urlaub zu zweit in Australien so richtig genossen hat. Irgendwann wollten sie dann zusammen mit ihren Kindern herkommen, um das berühmte Silvesterfeuerwerk in Sydney zu bewundern. Über die Jahre waren wir stets in Kontakt geblieben, und schließlich war es dann soweit. Nicht wissend, ob es ihnen vielleicht zu viel wäre, fragte ich sie dennoch, ob sie ein richtiges australisches Weihnachtsessen mit unserer Familie verbringen wollten. Sie waren von der Idee begeistert, und trotz der unterschiedlichen Bräuche und Traditionen sowie der Sprachbarriere fanden sie es wunderbar, Weihnachten an einem schönen Sommertag mit Sonnenbrille und unter freiem Himmel sitzend zu verbringen. Das Erlebnis wurde natürlich durch schreckliche australische Weihnachtslieder und eine leckere Pavlova abgerundet.
Ich erinnere mich an viele unserer Gäste, und es ist immer schön, eine Anfrage von jemandem zu bekommen, der schreibt: „Du erinnerst dich vielleicht nicht mehr an mich, aber wir waren damals bei dir und hatten eine tolle Zeit. Dieses Mal würden wir gerne unsere Kinder mitbringen …“ Übrigens: Einige unserer Gäste haben unser Cottage sogar in Aquarellen festgehalten, die an den Wänden in der Unterkunft ein Zuhause gefunden haben.
Für mich bedeutet Gastfreundschaft, eine Umgebung zu schaffen, in der sich unsere Gäste wohl und wie zuhause fühlen und in der bei Bedarf immer ein freundliches Gesicht aus der Nachbarschaft mit Rat und Tat zur Seite steht.