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Ich hatte beim Start der Coronakrise im März nicht eine einzige airbnb-Buchung. Ich bekomme meine Buchungen durch andere Vertriebskanäle. Dabei zahlen die Gäste bei Buchung 50% des Preises auf mein Konto. Für 2020 war ich Anfang 2020 komplett ausgebucht, alle Anzahlungen waren in 2019 eingegangen.
Im März ging es dann los mit den Stornierungen, bisher wollen/wollten 10 Gäste stornieren. Hier mein Erfahrungsbericht:
Stornierungen 1-5
5 Gäste haben von sich aus geschrieben, daß sie den Termin gerne verschieben möchten, dem habe ich jeweils zugestimmt. Also 5 von den 10 Stornierungen sind schon mal erledigt, ohne daß ich etwas machen mußte
Stornierungen 6 – 8
Diese 3 Gäste wollten stornieren und die Anzahlung zurückhaben. Das habe ich abgelehnt, und statt dessen die Verschiebung des Termins angeboten.
Erstens ist es für einen Ferienhausbesitzer finanziell unmöglich, die Einnahmen einer kompletten Saison zurückzuerstatten, denn so könnte das ja ausgehen.
Zweitens stellt das Angebot den Termin zu verschieben von meiner Seite aus ein erhebliches Entgegenkommen dar. In der Vorstellungswelt von Gästen ist es so: Die denken sich, wenn man einen Termin verschiebt dann bekommt der Vermieter ja doch noch sein ganzes Geld, also ist es ja egal, aber das stimmt nicht.
Nehmen wir an, ein Vermieter hat in 2020 Reservierungen im Wert von 40.000 Euro vorliegen, 20.000 Euro sind schon als Anzahlung auf dem Konto.
Wenn jetzt alle Termine nach 2021 verschoben werden, dann sind die Einnahmen in 2020 ja nicht wie erwartet 40.000 Euro, sondern nur 20.000. In 2021 wo dann alle Ersatztermine stattfinden bekommt der Vermieter dann die zweite Hälfte der Mieteinnahmen von den 2020er Vermietungen. Einnahmen in 2021 also 20.000 Euro. Jetzt kann man aber in 2021 keine einzige Neuvermietung machen.
Die Verschiebung aller 2020er Termine nach 2021 hat für den Vermieter den Verlust einer gesamten Jahreseinnahme zur Folge, also einen Verlust von 40.000 Euro. Das muß man den Gästen erst mal klar machen. Das haben sie dann auch eingesehen.
Stornierung 9
Dieser Gast, eine Frau, hat um die Rückerstattung ihrer Anzahlung von 600 Euro gekämpft wie eine Löwin. Das war zwar beeindruckend, ich habe die Rückerstattung aber abgelehnt.
Nach längerem Hin- und Her am Telefon hat sie dann von sich aus gesagt, sie wäre auch mit der Hälfte der 600 Euro zufrieden, also 300 Euro. Das habe ich auch abgelehnt. Dazu muß man wissen, daß das eine Buchung von 8 Erwachsenen war, es geht also bei jedem Reiseteilnehmer um jeweils 75 Euro, bei mir aber um einen Verlust von 1200 Euro.
Das Telefonat ging weiter und beiläufig hat sie dann erzählt daß sie Krankenschwester ist. Sie hat auf Nachfrage erzählt, daß sie auch Corona Patienten versorgt. Nun gut, das ist eine andere Situation. Da ihre Erzählungen glaubwürdig klangen habe ich dann zugestimmt die 300 Euro zu erstatten. Und zwar nur und ausschließlich weil sie Krankenschwester ist.
Es wurde dann vereinbart, daß mit dieser 300 Euro Zahlung alle beiderseitigen Ansprüche aus dem Beherbergungsvertrag erledigt sind. Die Stimmung am Ende des Telefonats war übrigens ziemlich gut. Vielleich bucht die Dame ja nochmal. Vielleicht würde ich ihr dann auch die zweiten 300 Euro anrechnen, mal sehen.
Stornierung Nr. 10
Das war der härteste Fall. Der Gast wollte seine Anzahlung um jeden Preis zurückhaben und hat mir in einem ziemlich langen Telefonat die Rechtslage erklärt. Ich habe trotzdem abgelehnt. Das Ende des Telefonats:
Gast: Wenn Sie die Anzahlung nicht erstatten verklage ich sie
Ich: Dann machen Sie das. Zack, und ich habe aufgelegt
Dazu muß man wissen, daß die durchschnittliche Verfahrensdauer vor deutschen Amtsgerichten bisher 7,5 Monate war. Diese Verfahrensdauer dürfte jetzt raketenartig nach oben schießen, denn wg. Corona verklagt jetzt jeder jeden.
Das Telefonat mit diesem Herrn war vor 5 Wochen, seitdem habe ich nichts mehr gehört. Das ist fast immer so. Von 10 Leuten die einem mit Klage drohen, hört man von 9,7 nie mehr etwas.
Der durchschnittliche Wert eines Mietvertrags ist bei mir 1100 Euro. 10 stornierte Mietverträge wären also 11.000 Euro wert, davon 50% Anzahlung = 5500 Euro. Von diesen drohenden 5500 Euro Rückzahlungen habe ich tatsächlich nur 300 Euro erstattet, das ist ok. Und 9 von 10 Gästen sind mit dem Ergebnis offenbar einverstanden.
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Werfen wir jetzt mal einen Blick auf airbnb.
Am 9. März hat airbnb alle Buchungen mit check-in zw. 14.3. und 14.4. für kostenlos stornierbar erklärt. Wie wäre es gewesen, wenn airbnb den Gästen gesagt hätte:
„Liebe Gäste, wir haben eine weltweite Pandemie, bitte versucht euch zunächst mit den Gastgebern wg. eventueller Stornierungen zu einigen. Wenn ihr das nicht schafft, dann meldet ihr Euch in 6 Wochen wieder bei airbnb und wir werden dann vermitteln oder selbst entscheiden.“
Es hätte nämlich bei diesem Szenario 2 große Gruppen bei den Beteiligten gegeben:
Gäste die mit einer Verschiebung des Termins einverstanden gewesen wären
Gastgeber, die von sich aus das Geld erstattet hätten
Mit dieser Vorgehensweise hätten sich womöglich 50% der Stornierungen innerhalb von 6 Wochen zwischen Gast und Gastgeber erledigen lassen. Ich habe es ja immerhin geschafft 90% der Stornierungen gütlich beizulegen.
Airbnb war die einzige Firma, die weltweit, bedingungslos Coronastornierungen zugelassen hat. Wen es interessiert wie andere Portale das gemacht haben, hier kann man es nachlesen:
https://www.syncbnb.com/blog/how-the-large-otas-handled-the-covid-19-crisis/#booking