Sehr geehrte Damen und Herren, Ich möchte Sie etwas fragen. ...
Sehr geehrte Damen und Herren, Ich möchte Sie etwas fragen. Es geht um 8 neue Appartements die vermarktet werden sollen. Kann...
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Immer wieder mal flammt hier im CC eine Diskussion über die kostenlose Stornomöglichkeit für Gäste auf. Wenn ich lese was so manche schreiben ärgere ich mich immer schwarz. Unter kostenloser Stornomöglichkeit verstehe ich im kommenden Artikel die flexiblen und moderaten Stornobedingungen. Die unterscheiden sich ja kaum, die kann man gleich in einen Sack schmeißen.
Sehen wir uns die Sache mal näher an.
Warum?
Warum gibt es eigentlich kostenlose Stornierungen? Ganz einfach: Weil diese Stornomöglichkeit auf dem Portal airbnb existiert und weil Gastgeber sie auswählen. Würden sie nicht angeboten, dann gäbe es sie auch nicht.
Ganz früher gab es ja keine kostenlosen Stornomöglichkeiten für Gäste, wie kamen die eigentlich zustande? Ich vermute irgend wann mal hat irgend ein Portal auf der Welt mit diesen kostenlosen Stornierungen angefangen um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Dann mußten die anderen Portale nachziehen um konkurrenzfähig zu bleiben und jetzt gibt es kostenloses Storno überall. Damit ist der Wettbewerbsvorteil weg und wir Vermieter haben die Pest am Hals.
Wie war das früher?
Ich habe ja nie zu kostenlosen Stornobedingungen vermietet, aber was ich so gelesen habe war es so, daß die Stornoquote bis 2019 vielleicht 5% war. Heute unter Corona dürfte die Stornoquote aber bei einer Einzelbuchung 50% sein, also 10 mal so hoch. Aber damit nicht genug. Wenn heute ein Beherbergungsverbot erlassen wird, dann betrifft das ja nicht eine einzelne Buchung, sondern alle Buchungen in einem Zeitraum von 2 bis 4 Wochen. Also dürfte die Stornoquote heute 30 oder 40 mal so hoch sein wie früher. Davon daß wir uns im Moment in einem 3,5 monatigen Lockdown befinden will ich erst gar nicht reden. Und all das geht zu Lasten der Gastgeber.
Nur die Reichen buchen.
Wer bucht eigentlich heute eine Reise? Nur die, die es sich leisten können. Reisen sind eine Luxusausgabe, Reisen können erst getätigt werden wenn Geld übrig ist. Wenn heute jemand eine Reise bucht, dann hat derjenige schon alles andere bezahlt: Die Miete oder die Hausfinanzierung, Strom, Gas, Wasser, das Auto, alle Versicherungen und auch die heute in einer Familie üblichen 4 bis 12 Handy- Online- Internetverträge und auch das Essen ist bezahlt. Nur Leute die all das schon bezahlt haben, können sich eine Reise leisten.
Wer sind die Reichen?
Verschiedene Bevölkerungskreise sind unterschiedlich von der Corona-Krise betroffen, manche gar nicht. Zum Beispiel Leute die wie ich in der Automobilindustrie arbeiten sind nicht betroffen. Bei uns werden die Gehälter auf dem Niveau von 2019 weiter bezahlt, auch die freiwiligen und jederzeit widerrufbaren Leistungszulagen werden weiterbezahlt, Kurzarbeit gibt es bei uns nicht. Die Nachfrage nach Autos ist immer noch gut, wir haben ganz andere Probleme. Es gibt Schwierigkeiten Computerchips für die Fahrzeuge einzukaufen, weil die ganze Welt sich Laptops kauft um damit herumzuzoomen.
Wer ist noch nicht betroffen? Der Maschinenbau, die Chemie, das Baugewerbe, überhaupt
das gesamte produzierende Gewerbe. Vom Handwerk wollen wir nicht reden, denen geht es so gut wie noch nie. Und die Versandhändler wie Amazon oder Zalado verdienen sich gerade eine goldene Nase. Angestellte im Öffentlichen Dienst haben auch keine finanziellen Einbußen. Beamte natürlich gleich gar nicht. Und es gibt eine riesige Bevölkerungsgruppe die überhaupt nicht betroffen ist, das sind die Rentner, das sind 21 Millionen Menschen. Ich würde sagen, daß 80 bis 90% der Bevölkerung von der Corona-Krise finanziell überhaupt nicht betroffen sind.
Die deutsche Wirtschaftsleistung ist in 2020 im Vergleich zu 2019 übrigens nur um 5% gesunken. In den meisten Wirtschaftssparten ist sie überhaupt nicht gesunken oder gar gestiegen.
Es sind nur wenige ganz spezielle Wirtschaftssektoren die von der Krise gebeutelt werden: Soloselbständige und Künstler, der stationäre Einzelhandel, Restaurants und Beherbergungsstätten, das sind wir. In diesen Wirtschaftssektoren sieht es verheerend aus. Da haben Leute seit Monaten keine Einnahmen mehr, es gibt Konkurse und es werden immer mehr, manche Leute kämpfen finanziell ums nackte Überleben. Es dürften schon jede Menge airbnb-Vermieter ihre Immobilien verloren haben. Nicht umsonst sucht airbnb in der größten Nachfragekrise, bedingt durch Corona, mit dem Ambassador Programm nach neuen Vermietern. Da werden wohl schon viele das Handtuch geworfen haben.
Wer trägt das Risiko?
Wer trägt eigentlich in dieser Situation das Stornorisiko? Naja, bei kostenlosen Stornobedingugen die Gastgeber, also wir. Während Gäste die buchen ausschließlich Personen sind, die sich eine Luxusausgabe leisten können, denn alles andere ist ja schon bezahlt, sollen diejenigen die von der Corona-Krise am härtesten betroffen sind alle Verluste tragen.
Wie sieht sowas denn konkret aus? Nehmen wir an, ein Gast bucht bei mir über airbnb 1 Woche im Juli zu 2000 Euro. Wenn ein Vermietverbot erlassen wird, dann storniert der Gast kostenlos und erhält seine 2000 Euro zurück. Davon kauft er sich dann einen 65 Zoll OLED-TV den ich ihm bezahle.
Also diejenigen die von der Corona-Krise am meisten betroffen sind und um jeden Euro kämpfen, sollen für diejenigen die sich Luxusausgaben leisten können das gesamte Risiko übernehmen? Das ist nach meinem Verständnis völlig illusorisch.
Experiment
Machen wir mal ein Gedankenexperiment. Nehmen wir an, alle Vermieter auf allen Vermietportalen der Welt würden nur noch, und ausschließlich, zu strengen Stornobedingungen vermieten. Würden die Buchungen dadurch zurückgehen? Ich glaube daß die Buchungen nicht um 1% zurückgehen würden. Die Leute würden später buchen um das Risiko zu minimieren, aber buchen würden Sie trotzdem.
Wie ist denn im Moment die Nachfrage? Ich kann nur von mir reden. Wir haben heute den 2. März, ich habe im Januar und Februar diesen Jahres 107 (einhundertundsieben) Buchungsanfragen erhalten, davon 4 via airbnb. Alle Buchungsanfragen beziehen sich auf den Sommer. Von diesen 107 Buchungsinteressenten haben bisher nur 4 gebucht. Ich habe 5 Wochen in den Schulferien zu 2000 Euro/Woche vermietet = 10.000 Euro, 5000 Euro habe ich schon auf dem Konto.
Die Stornobedingugen sind 50%, auch bei Corona-Stornierungen. Trotzdem haben die Leute gebucht. Können Gäste die wg. Corona nicht anreisen den Termin auf später verschieben? Natürlich nicht, denn das wäre für mich ein Verlustgeschäft, denn dort wo der Termin hinverschoben wurde kann ich ja den Zeitraum nicht neu vermieten.
Jedenfalls sind diese 50% Stornobedingugen eine gerechte Aufteilung. Die Gäste verlieren 50% des Mietpreises. Das ist für die Gäste aber kein Problem, denn die lebensnotwendigen Ausgaben haben sie ja alle schon bezahlt. Ich bekomme die zweite Hälfte der Miete zwar nicht, kann aber von den 50% Stornogebühren zumindest die Kosten des Anwesens bezahlen. Wie man sieht, die Gäste sind auch hier noch besser gestellt als ich, aber immerhin.
Wandlungsquote
Also wie gesagt, haben von 107 Buchungsinteressenten nur 4 gebucht. Das ist eine Wandlungsquote von unter 4%, in 2019 war die Wandlungsquote noch bei 25%. Aber das muß man einfach aushalten. Man darf sich wegen der Stornobedingugen nicht weich kochen lassen. Die Gäste haben nämlich auch ein Problem.
Ich habe mir mal angesehen, wie viele der Anbieter von Ferienunterkünften zu welchen Stornobedingugen vermieten. Also ungefähr 50% vermieten zu strengen Stornobedingungen, 50% zu .kostenlosen Stornobedingugen.
Das Problem für die Gäste ist: Die schönen Häuser vermieten alle zu strengen Bedingungen, die häßlichen zu flexiblen.
T-Rex
Man liest immer wieder, daß durch die Corona-Krise ein Wandel im Tourismus stattgefunden hat. Das stimmt nicht. Der Tourismus hat sich nicht gewandelt, der Tourismus ist implodiert. Dem Tourismus ist mit Corona dasselbe passiert wie den Dinosauriern vor 65 Millionen Jahren als ein Meteorit einschlug. Die Dinosaurier sind von einem Tag auf den anderen in einer Welt aufgewacht die mit der Welt in der sie vorher gelebt haben absolut nichts mehr zu tun hatte. Das haben die Dinosaurier nicht überlebt wie wir wissen. Und viele Beherbergungsstätten werden Corona nicht überleben.
Trotzdem wir wegen Corona im Tourismus in einer völlig anderen Welt leben als 2019 und in der Zeit davor bis zum 2. Weltkrieg, wollen Gäste daß ihnen in dieser neuen Situation keinerlei Schaden entsteht und das für sie alles so weiter geht als hätte es Corona nie gegeben. Mehr noch: Sie wollen jetzt nicht mal mehr bei der Buchung eine Zahlung leisten! Hier eine Original Buchungsanfrage die ich vorgestern über airbnb erhielt:
Hallo Ute,
wir würden gerne das Haus vom 21. bis 24. Mai 2021 für ein gemütliches verlängertes Wander-Wochenende buchen, sollte es die Corona-Lage zulassen. Was passiert wenn im Mai 2021 immer noch keine Treffen mit mehr als 2 Haushalten (wir sind 6 Haushalte) erlaubt sind? Gibt es die Möglichkeit das Haus verbindlich jedoch ohne Anzahlung zu reservieren? Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung! Viele Grüße P.
Ich muß euch sagen daß ich mich über diese Anfrage so geärgert habe, daß ich jetzt gar keine Buchungen für den Sommer mehr annehmen werde. Ich vermiete die 2 Resttermine im Sommer jetzt kurzfristig sobald klar ist ob und an wen vermietet werden darf. Und meine Preise werden gepfeffert sein, nix mehr mit 2000 Euro die Woche.
Reservierung als Serviceleistung
Wir müssen von der Pest mit den kostenlosen Stornierungen endlich mal wegkommen. Das exclusive Freihalten eines Termins für einen Gast über einen Zeitraum von Wochen oder Monaten muß endlich als eigenständige Dienstleistung eingestuft werden die kostenpflichtig ist. Das bedeutet: Für jeden gebuchten Termin fallen Stornogebühren an und zwar mindesten 25% und je näher der gebuchte Termin rückt um so mehr steigen die Stornokosten.
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Die Erwartungshaltung, daß Vermieter die finanziell ums Überleben kämpfen das Stornorisiko von Luxusausgaben der Gäste zu 100% übernehmen, halte ich für vollkommen absurd.
Ich kann euch nur eins sagen: Niemals im Leben werde ich mein Haus zu kostenlosen Stornobedingugen vermieten, lieber vermiete ich es gar nicht. Statt dessen lade ich meine Familie ein, wir gehen schön in den Pool und am Abend veranstalten wir gemütliche Grillabende. Und das kann ich oft machen, denn ich habe eine große Familie.
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Beherbergungsverbot versus Reiseverbot
Du schreibst weiter oben:
Die Reise kann nicht stattfinden und zwar ohne jegliche Schuld des Gastes... deshalb ist der Gastgeber verpflichtet die Anzahlung zurück zu erstatten.
Das ist grundsätzlich richtig, das liegt in Deutschland an § 275 in Verbindung mit § 326 BGB. Kann ein Anbieter, z.B. Ferienhausbetreiber, seine Leistung nicht erbringen, muß der Gast auch nichts zahlen, denn dem Gastgeber ist die Leistung rechtlich unmöglich geworden. Also zumindest im März 2020 galt das, das ändert sich gerade.
Der Grund warum der Anbieter die Beherbergung nicht erbringen kann liegt daran, daß es in Bayern derzeit ein Verbot von touristischen Übernachtungen gibt.
Warum gibt es dieses Verbot?
Es soll verhindert werden, daß Touristen aus Dortmund in den Bayerischen Wald fahren, hier übernachten, mit der einheimischen Bevölkerung in Kontakt kommen, sich mit Corona anstecken, nach Dortmund zurückfahren und das Virus dann dort verbreiten.
Warum hat man eigentlich die Beherbergung verboten, nicht aber das Reisen? Man könnte doch
genauso gut eine Verordnung erlassen in der steht:
Touristische Reisen sind verboten.
Würde man das machen, dann erreicht man genau dasselbe Ziel. Der Dortmunder kann nicht in den Bayerischen Wald fahren um dann zu Hause das Virus zu verbreiten. Aber es gibt im Vergleich zum Beherbergungsverbot natürlich einen entscheidenden Unterschied:
Wenn das Reisen verboten ist, die Beherbergung ist aber erlaubt, dann darf der Gastgeber seine Leistung ja erbringen, nur der Gast darf nicht anreisen. Die Unmöglichkeit liegt hier also auf seiten des Gastes und dann kann der Gast nicht kostenlos stornieren. Das widerum dürfte auf seiten der Gäste einen Sturm der Entrüstung entfachen.
Warum hat sich der Gesetzgeber für das Beherbergungsverbot und gegen das Reiseverbot entschieden?
Das ist ganz einfach. Es gibt 200 mal mehr Touristen als es Gastgeber gibt, und das sind Wählerstimmen. Daß sich die Politik gegen das Reiseverbot und für das Beherbergungsverbot entschieden hat ist reine Willkür vor dem Hintergrund, daß Politiker wieder gewählt werden wollen.
Und das ist einer der Gründe, warum ich mit der „Unmöglichkeit der Leistung“ so meine Probleme habe.
@Ute42Danke, der Unterschied zwischen Reiseverbot und Beherbergungsverbot ist ein interessanter Aspekt. Ich dachte immer es gäbe nur den Sachverhalt "Unmöglichkeit der Leistung" gemäß § 275 in Verbindung mit § 326 BGB unabhängig vom "Verschulden".
Die Engländer @Ute42 sind schon soweit:
Großbritannien: Wer ohne „triftigen Grund“ das Land verlassen will, riskiert hohe Geldstrafen
Reisende, die England ohne triftigen Grund verlassen wollen, riskieren hohe Geldstrafen. Passagiere müssen ab kommenden Montag in einem Formular den Grund ihrer Ausreise angeben und dieses mit sich führen, wie das britische Verkehrsministerium am Freitag mitteilte. Die akzeptieren Gründe für Auslandsreisen sind unter den aktuellen Corona-Beschränkungen nur wenige - dazu gehören Arbeit, Bildung oder Beerdigungen.
Die Beschränkungen gelten für Briten und Ausländer, die sich derzeit in England aufhalten. Fluglinien sollen die Formulare kontrollieren. Passagieren könne gegebenenfalls die Beförderung verweigert werden, hieß es. Auch die Polizei kontrolliere stichprobenartig an Häfen und Flughäfen. Die Geldstrafen wegen des Bruchs der Lockdown-Regeln reichen von 200 bis zu 6400 Pfund (umgerechnet mehr als 7400 Euro). Bis Ende März gilt in England noch die strikte "Stay at Home"-Regel: Bürger sollen ihr Zuhause nur zum Einkaufen, Sport und aus wenigen anderen Gründen verlassen.
@Jörg8, Grenzen auf einer Insel abriegeln geht viel leichter als in Europa. Das hat auch Neuseeland so gemacht und die sperren eine ganze Stadt wegen eines einzigen Coronafalles. Das wäre bei uns einfach gar nicht möglich, die Gründe dafür sind bekannt.
Und die stay at home Regel gilt auch bei uns - was tun wenn sich die Leute einfach nicht daran halten und alles als Sport und erforderlichen Einkauf deklarieren?
Auch auf das nächtliche Ausgangsverbot ab 20d Uhr wird gerne vergessen.
Die Frage @Monika--Elisabeth0
was tun wenn sich die Leute einfach nicht daran halten und alles als Sport und erforderlichen Einkauf deklarieren?
ist recht einfach zu beantworten, da diese die Verbreitung hoch halten, wird im April der nächste harte Lockdown kommen, da wir einen Inzidenzwert von über 200 hundert haben werden.
Liebe