Bericht: Politisches Hintergrundgespräch in Stuttgart am 9. Mai 2019

Till-and-Jutta0
Host Advisory Board Alumni
Stuttgart, Germany

Bericht: Politisches Hintergrundgespräch in Stuttgart am 9. Mai 2019

Wichtige Wahlen stehen für uns Gastgeber an, und wir Wähler bestimmen letztlich, wie wir unsere Gästewohnungen künftig nutzen können und wieviel Steuern wir dafür bezahlen.
Wohnraum-Zweckentfremdung lautet das Stichwort;  in Tübingen wird in diesem Zusammenhang  sogar von Enteignung gesprochen.

 

Der Homesharing Club Baden-Württemberg organisierte dazu am 9. Mai 2019 ein Politisches Hintergrundgespräch mit Dr. Carl-Christian Vetter (CDU).

 

Dr. Vetter ist Stadtrat in Stuttgart, in zahlreichen Aufsichtsratsgremien und Ausschüssen vertreten, sowie Kreisvorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Stuttgart.

 

Knapp 20 Gastgeber konnten bei diesem offenen Gespräch Dr. Vetter das Thema »Wohnraum-Zweckentfremdung« näherbringen.

Als Einleitung berichteten einige der Anwesenden Dr. Vetter von ihren Erfahrungen und erläuterten, warum sie ein Privatzimmer oder eine ganze Unterkunft mit Gästen aus aller Welt teilen, und sich als engagierte Botschafter unseres Landes verstehen. Sie machten auch deutlich, dass diese Wohnräume dem regulären Langzeitmietmarkt nicht entzogen sind, da es sich in der Regel um temporär verfügbare Räumlichkeiten handelt, die ansonsten z.B. für Familienmitglieder, Pflegepersonal oder Gastgeber mit hoher Reisetätigkeit benötigt werden.

 

Anschließend schilderte Dr. Vetter die unterschiedlichen Sichtweisen des Stuttgarter Gemeinderats. Er unterstrich, dass Steuerehrlichkeit und Legalität Punkte sind, die an die Fraktionen im Gemeinderat herangetragen und ihnen erklärt werden müssen. Die transparenten Geldflüsse und die damit einhergehende Steuerehrlichkeit sind nicht jedem Stadtrat klar. Hier besteht weiterer Aufklärungsbedarf gegenüber den Vertretern des Gemeinderats.

 

Aufgrund des Erfolges und der positiven Rückmeldung werden wir Gespräche dieser Art in Zukunft wiederholen.

 

Wir freuen uns auf den weiteren konstruktiven Austausch!

 

Weitere Infos:

https://www.facebook.com/groups/537514966690302/

3 Antworten 3
Ralf5
Level 10
Inzell, Germany

Guter Beitrag @Till-and-Jutta0 ,

 

ich hoffe Du hälst uns auf dem Laufenden wie es bei Euch weiter geht. Man müsste vermehrt auf die Politik zugehen, auch in anderen Teilen der Republik, da immer noch sehr viel Unwissen und Vorurteile in den Stadträten und Gemeindeausschüssen verbreitet ist

Ilona18
Level 10
Torremolinos, Spain

@Till-and-Jutta0  wurden auch konkrete Zahlen genannt wie hoch die Wohnraum-Zweckentfremdung durch airbnb (und ähnliche Portale) ist? Ich meine mich zu erinnern, dass z.B. in Stuttgart sie bei unter 3 % liegt.  Also eine lächerliche Zahl, die den Wohnungsnotstand keineswegs verursacht hat.

 

Der ISW (sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V.)  hat einen Report über die Mietpreisexplosion und Wohnungsnotstand veröffentlicht. Hier ein Auszug:

 

https://www.heise.de/tp/features/Mietpreis-Explosion-und-Wohnungsnotstand-Ursachen-und-Alternativen-...

 

Kein Wort davon, dass airbnb-Gastgeber für den Notstand verantwortlich sind.

 

 

 

Till-and-Jutta0
Host Advisory Board Alumni
Stuttgart, Germany

Die Kurzzeitvermietung von Unterkünften in Stuttgart ist zahlenmäßig eher eine Randerscheinung.

Auch nach Einschätzung des Statistischen Landesamtes (Stuttgarter Zeitung vom 31.7.2018) gibt es im Vergleich zu anderen Städten eher wenig Airbnb-Angebote.

 

Airbnb stellte uns aktualisierte Daten zur Verfügung. Danach gab es am 1.1.2019 1.700 Unterkünfte auf der Plattform, davon 52 % ganze Unterkünfte, also meist Privatwohnungen. Die andere Hälfte sind einzelne Zimmer in einem Zuhause, oder Zimmer im traditionellen Gastgewerbe wie Hotels oder Bed&Breakfasts.

Diese ganzen Wohnungen sind aber meist nicht ganzjährig verfügbar, sondern werden nur gelegentlich vermietet, wenn der Gastgeber selbst privat oder beruflich verreist ist.

70 % dieser ganzen Unterkünfte wurden 2018 weniger  als 120 Tage im Jahr vermietet.

Die Gäste blieben im Schnitt 4,1 Nächte pro Aufenthalt.

 

Zum Vergleich: Die Anzahl der Wohnungen in 2017 betrug 312.000. D.h. dass ca. 265 Wohnungen für mehr als 120 Tage im Jahr über Airbnb vermietet werden – gerade mal 0,085 %. Die Leerstandsquote hingegen beträgt 0,6 %.

 

Es ist unbestritten (und an den überhöhten Mietpreisen ablesbar), dass Stuttgart mit seinen ca. 600.000 Einwohnern eine Wohnungsnot hat. Diese wird jedoch nicht durch die o.g. 265 Ferienwohnungen verursacht. Selbst wenn diese dem regulären Mietmarkt zugeführt würden, wäre damit lediglich einmalig ein Drittel eines jährlichen Bedarfs von 700 zusätzlichen Wohnungen gedeckt. Ganz davon abgesehen, dass diese Ferienwohnungen eben in der Regel aus eingangs genannten Gründen nicht dauerhaft vermietet werden können, wie z.B. regelmäßiger Bedarf für sich selbst (flexible Wohn- und Arbeitswelt), nahe Angehörige oder Pflegepersonal.

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