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Die Wahrheit über Profilbilder
Wie wir ja nun alle wissen werden Profilbilder der Gäste vor der Buchung nicht mehr angezeigt. Diese Entscheidung von airbnb wirft eine ganze Reihe von Fragen auf.
Wer hat das gefordert?
Airbnb schreibt:
Hier werden überhaupt keine „Anliegen“ berücksichtigt. Ich lese seit einem Jahr das deutsche und englische CC und habe noch niemals einen Post gelesen in dem gefordert wurde, die Profilbilder sollten nicht mehr angezeigt werden. Was man gefordert hat war, daß alle Gäste ein Profilbild einstellen sollen und zwar eins auf dem die Person erkennbar ist, und nicht etwa Katzen oder Blumen.
Die Entscheidung die Profilbilder nicht mehr anzuzeigen ist keine Forderung der Community, sondern eine einseitige Entscheidung von airbnb entgegen die klar geäußerten Wünsche
der Community.
Warum erst nach 10 Jahren?
Airbnb schreibt:
Airbnb wurde in 2008 gegründet. Von Anfang an, ab wann genau weiß ich nicht, waren die Profilbilder von Gästen sichtbar. Warum fällt es airbnb erst nach 10 Jahren auf, daß die Profilbilder diskriminierend verwendet werden können?
Wenn es diese Diskriminierung wirklich gäbe, dann gibt airbnb mit der Entscheidung die Profilbilder nicht mehr anzuzeigen zu, 10 Jahre lang sehenden Auges die Diskriminierung von Gästen in ungebührlicher Weise zugelassen zu haben. Ein erstaunliches Schuldeingeständnis.
Sofortbuchung vs. Buchungsanfrage
Von der Neuregelung daß Profilbilder vor der Buchung nicht mehr sichtbar sind, sind ausschließlich Gastgeber betroffen die mit Buchungsanfragen arbeiten und die Sofortbuchung ausgeschaltet haben. Airbnb will aber, daß möglichst alle Gastgeber mit Sofortbuchung arbeiten, denn Sofortbuchungsinserate erzielen sicher höhere Einnahmen und damit höhere Service-Gebühren für airbnb.
Außerdem schreibt die Firma dazu selbst:
Unsere Datenanalyse ergibt, dass ein Gast, dessen allererste Buchungsanfrage abgelehnt wurde (oder der vom Gastgeber nichts gehört hat) Airbnb mit hoher Wahrscheinlichkeit nie wieder nutzen wird. Selbst Gäste, die eine Bewertung mit nur einem Stern hinterlassen mussten, verreisen mit höherer Wahrscheinlichkeit trotzdem noch mal mit Airbnb!
Aus Sicht von airbnb vertreiben also Gastgeber die mit Buchungsanfrage arbeiten und Gäste ablehnen diese Gäste vom Portal, die Service Gebühren dieser Gäste gehen airbnb dann verloren.
Und deshalb will airbnb um jeden Preis daß wir alle die Sofortbuchung einschalten.
Die Maßnahme Profilbilder vor der Buchung nicht mehr anzuzeigen hat meiner Meinung nach ihren Grund nicht in der Antidiskriminierung sondern darin, ein bisher gutes Feature bei den Buchungsanfragen zu streichen um möglichst viele Vermieter zur Sofortbuchung zu drängen.
Hotel- vs. Privatvermietung
Hotels können in der Regel auf den einschlägigen Portalen immer sofort gebucht werden. Was ist denn eigentlich der Unterschied zwischen einer Hotelbuchung und der Buchung einer privaten Unterkunft?
Ein Hotel hat in der Regel 20, 50 oder 100 Zimmer. Hat ein Hotel mit 100 Zimmern einen Gast der ein Zimmer ruiniert, dann ist 1% des Inventars des Hotels zerstört. Bei einem Privatvermieter sind aber in der Regel 100% seines Inventars zerstört, denn er hat meist nur ein Zimmer das er vermietet.
Außerdem hat ein Hotel Personal. Verhält sich ein Gast unbotmäßig so sind in der Regel mehrere Personen vorhanden die diesen Gast wieder zur Räson bringen können. Ein Privatvermieter ist jedoch in der Regel allein. Und ganz besonders schutzbedürftig sind weibliche Gastgeber die alleine in Ihrer Wohnung leben, insbesondere wenn sie männliche Gäste beherbergen.
Aus den genannten Gründen sind die Sicherheitsanforderungen und das Vertrauen das man als Vermieter in einen Gast setzen muß bei Privatvermietern viel höher als bei einem Hotel. Und genau aus diesem Grund wollen Vermieter einer privaten Unterkunft viel mehr von einem Gast wissen als ein Hotel das tut.
Früher hat airbnb auf gegenseitigem Vertrauen basiert, und die vertrauensbildendste Maßnahme war und ist es, sein Gesicht zu zeigen.
IPO
airbnb ist bis zum heutigen Tage eine von Risikokapitalgebern finanzierte Firma. Diese Risikokapitalgeber haben der Firma mittlerweile über 4 Mrd USD zur Verfügung gestellt und im Gegenzug dafür Firmenanteile erhalten. Wie airbnb selbst mitteilt soll der Börsengang der Firma (IPO = Initial Purchase Offering) bis spätestens Mitte 2020 erfolgen. Bei diesem Börsengang wandeln sich die Firmenanteile der Kapitalgeber in Aktien, und je höher der Aktienkurs bei der Ausgabe ist, um so höher ist der Gewinn der Kapitalgeber.
Diese Kapitalgeber wollen aber für ihre 4 Mrd + USD nicht 5 oder 6 Mrd zurück haben, sondern sie wollen das fünf, oder acht oder das zehnfache ihres Einsatzes. Je höher der Umsatz und der Jahresgewinn von airbnb ist, um so höher wird der Ausgabekurs der Aktien sein. Und deshalb unternimmt airbnb im Moment alles, um die Einnahmen und den Profit zu steigern. Deshalb werden jetzt Hotels und Agenturen aufs Portal gelassen; und eine der geeigneten Maßnahmen ist das pushen von Sofortbuchungen, weil damit höhere Einnahmen zu erzielen sind, was ich nicht bestreiten will.
Ich habe nichts dagegen daß Risikokapitalgeber viel Geld verdienen, denn sie riskieren ja bei der Finanzierung von Startups wie airbnb den Totalverlust ihres Kapitals. Aber muß es denn wirklich das 10-fache ihres Einsatzes sein, reicht nicht das neunfache?
Um das absolute Maximum an Profit zu erreichen, nimmt man Privatvermietern eines der wichtigsten Auswahlkriterien aus der Hand, nämlich die Profilbilder.
Meiner Meinung nach geht es bei den Profilbildern nicht um Antidiskriminierung. Es ist nicht so, daß es airbnb nach 10 Jahren plötzlich einfällt Profilbilder könnten diskriminierend sein, sondern der Börsengang steht bevor.
Es geht um die Erhöhung der Einnahmen vor eben diesem Börsengang, und um nichts anderes.