@Gerlinde0 .. ich bin mit Platzspitz (Park hinter dem HB, offene harte Drogenszene, auch Needlepark im Ausland genannt) und Drahtschmidli (Strasse neben Platzspitz Park, durch Fluss getrennt, offener Verkauf von Hasch/Gras) aufgewachsen. Wenn ich mir dazumals etwas Hasch kaufte und über den Fluss sah, sah man die Leute sich direkt in den Hals spritze. Die Langstrasse (Kreis 4) war ebenso für den offenen Verkauf von harten Drogen bekannt und in der Gegend hatte es auch einige Lokale in denen man ‚offiziell‘ Kiffen durfte, zudem war die Langstrasse damals schon Partymeile, sofern man sich an den Junkies und Alkies nicht störte.
Der Platzspitz war auf Grund seiner geografischen Lage (kleiner Park zwischen zwei Flüssen) von der Polizei perfekt überwachbar. Wurde dann 1992 oder so aber brutal geräumt und die Szene ging ein wenig Flussabwärts zum Letten. Da realisierte die Stadt, dass man mit brutaler Räumung der Sache nicht her wird und richtete mehrere ‚Kaffees‘ ein, wo sich die Junkies mehr oder weniger geschützt mit sauberen Nadeln (Aids war da ja auch Thema) etc. versorgen konnten und auch soziale Hilfe bekamen, um eher einen Ausstieg zu schaffen. Auch gab es an mehreren Orten Automaten mit Spritzbesteck. Die Junkies waren somit aus den Augen der Öffentlichkeit ein wenig verschwunden sowie erhielten sie Hilfe. Von da an ging es gut bergauf.
Ich bin 2004 in den Kreis 4 gezogen, ich mochte das Multikulti des Kreises (Lebensmittelläden aus allen Teilen der Welt, ausser einen CH-Bäcker suchte man vergebens) und die vielen Bars … und der Park direkt neben meiner Wohnung bot wöchentliche Gratiskonzerte und sonst viel kulturelles (die SIP, eine Art Polizei) patrouillierte zwar ständig, aber ausser ein paar Alkies war es sauber und eine Spritze fand ich zum Glück nur einmal vor meiner Haustür. Hausdurchgänge und die Toiletten der Bars waren mit dem ‚schönen‘ Blaulicht ausgestattet (damit man Venen nicht findet). Offenen Drogenkonsum sah man noch ab und an und wer Drogen sucht, findet auch welche.
Viele junge Zürcher wohn(t)en in der Gegend, zogen dann aber wie ich weiter sobald die eigenen Kinder in den Kindergarten kamen. Im Kreis 4 wohnen so viele unterschiedliche Nationalitäten, insbesondere von jeder Nationalität genügend, dass sie hauptsächlich unter sich bleiben, dass 80 % der Kinder zu Kindergartenbeginn kein Deutsch können.
Ein weiteres Problem war, dass viele heruntergekommene Häuser in der Gegend bzw. die schäbigen Miniwohnungen darin zu Höchstpreisen an Sozialhilfeempfänger vermietet wurden (die Sozialhilfe bezahlt Miete bis zu einem Betrag zusätzlich zum sonstigen Geld, dies wurde schamlos ausgenutzt). Die Stadt hat dann mehrere solche Häuser für viel zu viel Geld aufgekauft, renoviert und so die Bevölkerungsstruktur verbessert. Heute ist die Langstrasse mehr oder weniger weg vom damaligen Rotlicht- und Drogenmilieu und zum Hippsterquartier gewandelt. Nach wie vor sehr beliebte Ausgehmeile, nun für ein breiteres Publikum (wobei Zürcher schon immer dort verkehrten, denn Probleme gab es eigentlich wenige, bzw. die Probleme blieben unter sich (den Drögelern) und es wurden keine Unbeteiligten mit reingezogen.
Alles in allem hat die Stadt einen wirklich guten Job gemacht. Es wurde beiden Seiten geholfen, kostete zu Beginn zwar etwas, ist auf lange Sicht aber günstiger.
Seit längerem wird nun Quartier Schwamendingen aufgewertet. Aufgrund der vielen sehr günstigen Wohnungen häufen sich da Immigranten, Sozialfälle und Alkies. Was sich insbesondere auch auf die Qualität der Schulen auswirkt.
In der CH wird Zürich bei vielen ‚linksversiffte‘ Stadt genannt. Ich finde, die Stadt macht einen sehr guten Job. Und man sieht deutlich, dass es bessere Wege als Repression gibt, bzw. Repression eben kein zielführende Weg ist.