.
@Anna fragt:
Ich habe festgestellt daß man Gäste die hier bei mir waren grundsätzlich in folgende Gruppen einteilen kann:
Gäste ziehen es vor ihre Privatsphäre zu haben und wollen keine Zeit mit mir verbringen
Mit diesen Gästen verbringe ich keine Zeit
Gäste wollen mit mir Zeit verbringen
a) Die Gäste sind unterhaltsam – mit denen verbringe ich Zeit
b) Die Gäste sind langweilig – mit denen verbringe ich keine Zeit
Mir hat mal ein Gast erzählt, wie bei ihm in der Straße die Kanalisation erneuert wurde. Das begann bei den dazu angefertigten Gutachten, den verschiedenen Gemeinderatssitzungen dazu, den Bescheid den er von der Gemeinde bekommen hat, dagegen hat er Einspruch eingelegt, der wurde abgelehnt, dann hat er sich einen Anwalt genommen palaber palaber palaber. Und dann hat er erzählt wie die Bauarbeiten begannen, daß die Baufirma mit einem Bagger angerückt ist und wie dieser Bagger einen Graben ausgebaggert hat. Er erzählt mir, wie ein Bagger einen Graben ausbaggert. Ich habe selber einen Bagger, sowas braucht mir niemand erzählen.
Dieser Gast ist mit seiner Geschichte einfach nicht fertig geworden bis ich ihm dann direkt gesagt habe, daß mich diese Story nicht interessiert.
Und dann gibt es noch diese Erzählweise von Leuten die bestimmt jeder kennt: Also Ute, ich habe da mal einen fantastischen Film gesehen, da spielt dieser Schauspieler mit, der Blonde, Sie wissen schon, der hat auch in dem anderen Film mitgespielt wo es über diese Dreiecksgeschickte geht, da spielt auch diese Schauspielerin mit die immer so viel Geld für Schmuck ausgegeben hat, ich komme gerade nicht auf ihren Namen, aber Sie wissen schon wen ich meine …..........
Du Meine Güte, es gibt Leute die kommen einfach nicht auf den Punkt. Die Amerikaner würden sagen:
Das was diese Person eigentlich erzählen will erfährt man nie, was er tatsächlich mitteilt ist, daß er sich die Namen von Schauspielern und Filmen nicht merken kann, und das interessiert mich genauso wenig wie eine Kanalisation. Mit solchen Leuten verbringe ich keine Zeit, weil mich das zu Tode langweilt.
Ganz anders dagegen Dr. Robert K. Robert kommt mit seiner Familie seit 10 Jahren zu mir. Robert's Hobbies: Motorradfahren und Witze erzählen. Eigentlich mag ich ja keine Witze, das kommt mir immer so gekünstelt vor. Ich mag gerne Situationskomik, Schlagfertigkeit, Ironie und Sarkasmus. Es gibt für mich nichts Schöneres als mit jemandem am Tisch zu sitzen der schnell und hell im Kopf ist und man liefert sich einen verbalen Schlagabtausch wie mit einem Florett.
Obwohl ich also Witze nicht mag, mag ich Roberts Witze schon. Zunächst einmal: Er kennt ungefähr 2000 Witze die er passend zum Tischgespräch aus dem Gedächtnis abrufen kann. Und dann kann er auch Witze wirklich gut erzählen. Kurz, knackig, er erzeugt einen Spannungsbogen der die Zuhöhrer nach der Pointe fiebern läßt und jede Pointe sitzt sozusagen à point. Und dann ist Robert von seinen eigenen Witzen auch so begeistert, daß er sie mit einem Engagement und einer Hingabe erzählt, daß es auch ohne Pointe schon ein Erlebnis ist.
Robert kommt mit seiner Familie im September übrigens wieder zu mir. Ich kann airbnb gleich sagen daß sie gar nicht erst versuchen brauchen die zweite Septemberwoche in meinem Kalender nochmal freizuschalten. Dieser Termin ist schon vermietet, und das bleibt auch so.